Dienstag, 12. Mai 2020

2 Jahre später- ein Update


Hallo.

Ich weiß nicht wieso, aber in letzter Zeit lese ich mir oft meine alten Beiträge durch und kann nur den Kopf schütteln. Wie konnte ich so früh, so traurig sein? Es lässt mich verzweifeln in den Kopf meines 14/15 jähriges Ichs zu schauen und zu sehen, dass ich damals schon professionelle Hilfe gebraucht hätte und dort vielleicht noch die Chance gehabt hätte schlimmeres zu verhindern. 

Jetzt zum aktuellen Stand: ich bin mittlerweile 22, möchte auch gar nicht aktiv werden, sondern einfach für mich einige Sachen aufschreiben. Mein letzter Post ist ziemlich genau zwei Jahre her und (wie immer) hat sich einerseits super viel, andererseits gar nichts verändert. Ich habe über die Trennung von meinem Freund geschrieben, wer hätte es gedacht, wir sind wieder ein Paar. Die Trennung 2018 war für unsere Beziehung jedoch eins der besten Sachen, die hätten passieren können. Wir haben uns gegenseitig nur noch geschadet. Wir wären nie aus diesem ungesunden Teufelskreis von Eifersucht, Streit und generell, toxischem Verhalten rausgekommen. Wir waren ca. ein halbes Jahr getrennt. In dieser Zeit habe ich mich fast in eine neue Beziehung gestürzt (aber wehe man hat es als so eine bezeichnet!), habe mit vielen Leuten aus dem Freundeskreis meines Freundes rumgemacht. Mir ging es echt gut, was wahrscheinlich daran lag, dass ich durchgehend betrunken war und nie alleine. Sobald ich auch nur 5 Minuten alleine war, bin ich durchgedreht. 

Ich hatte heftige Panikattacken, wenn es darum ging in meine Wohnung zu gehen, was unter anderem mit Schulden etc. zu tun hatte. Ich habe heute noch panische Angst den Briefkasten zu öffnen. Deswegen habe ich bei meinen Eltern gewohnt, bis diese mich rausgeschmissen haben, da ich eh nie zu Hause war, und wenn, dann nur betrunken. So habe ich eine Zeit bei Freunden gewohnt, war mal hier, mal da. Habe dann einen Ausbildungsplatz gefunden, als Bankkauffrau. Im August 2018 ging dann meine Ausbildung los. Habe es ganze zwei Monate ausgehalten, bis ich mit Panikattacken, Dissoziationen und Depressionen zu kämpfen hatte. Wurde krankgeschrieben, bin einen Tag arbeiten gegangen, wieder krankgeschrieben, wieder einen Tag Schule und so weiter. Bis ich im Januar 2019 so heftig dissoziierte, dass ich mich an mehrere Stunden nicht erinnere. Da war sowohl mir, als auch meiner Ärztin, klar, dass ich in eine Klinik muss. 

Ich war dann fünf Wochen in einer Akutpsychiatrie und habe dort abgebrochen, als ich immer noch keinen Therapeuten hatte, oder mir irgendwelche passenden Therapien angeboten wurden. Dort wurde mir bewusst: ich muss in eine, auf Borderline, spezialisierte Klinik. Also meldete ich mich in einer Klinik an, welche DBT anbot. Ich war immernoch krankgeschrieben, da ich mit meinen Depressionen nicht einmal einkaufen gehen konnte. Also war ich bis Oktober 2019 Zuhause. Ich trank unglaublich viel Alkohol in dieser Zeit, war mit Sicherheit schon in einer Sucht, wollte mir das aber nicht eingestehen. Ich plante meine Tage danach, dass ich trinken kann. 2019 ist ansonsten nicht viel passiert. Alles ist sehr verschwommen, was wahrscheinlich dem Alkohol geschuldet ist. Im Oktober plante ich dann einen Wiedereinstieg in die Arbeit. Ach und ich fand im August endlich einen Therapeuten. Ich wollte im November wieder anfangen zu arbeiten, da die Wartezeit von der Klinik sich auf Januar 2020 verschob. 

Plötzlich bekam ich aber einen Anruf, dass spontan jemand abgesprungen ist und ich drei Tage später kommen könne. Am Tag vor meinem Geburtstag. Trotz allem, war das kein Hindernis, ich wusste, ich muss diese Chance nutzen. Also nahm ich den Platz an, durchlebte die Hölle auf Erden in den Tagen vor der Klinik, aber wusste auch, dass das irgendwo eine meiner letzten Chancen war. 
Die Klinikzeit war toll. Ich war insgesamt 13 Wochen dort und habe sehr viele tolle Erinnerungen an diese Zeit. Es hat mir eindeutig einen großen Schritt weiter geholfen, bezogen auf die Borderline Thematiken. Aber, tatsächlich am meisten geholfen, haben mir dort die Mitpatienten. Ich habe fünf Monate später immer noch intensiven Kontakt mit drei/vier Leuten davon. Es ist toll, wir sind wie eine kleine Familie. 

Dann bin ich Ende Januar 2020 nach Hause gekommen, mit dem Entschluss meine Ausbildung zu kündigen. Ich habe niemandem, außer meinem Freund Bescheid gesagt und gekündigt. In der Klinik schon, habe ich nach Teilzeitjobs gesucht und nach einer neuen Ausbildung. Und yeah! Ich habe im Februar meine Zusage für die Ausbildung bekommen und beginne diese auch schon in ca. einem Monat! 

Ich war im Februar mit meiner Mutter eine Woche auf Fuerteventura, dünnste idee, die ich je hatte. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen. 

Im März ging dann mein Teilzeitjob los, ich hatte panische Angst, war aufgeregt, habe mich gefreut, alles auf einmal. Ich bin super reingekommen, habe mich gut eingliedern können und dann kam Corona. Nach gerade einmal zwei Wochen arbeiten, mussten wir schließen. Ich war wieder zuhause. Ich habe wieder ein paar mal getrunken, aber es ist soooo viel besser. 

Die corona Zeit hat mich ziemlich geschwächt. Ich habe die ersten zwei Wochen noch produktiv rumgebracht, danach wurde es aber immer schwerer. Ich bin wieder in eine tiefst depressive episode gerutscht. Das ist jetzt ca. 4/5 Wochen her. Seitdem ist es ein Auf- und Ab. Ich erinnere mich nicht einmal daran, wann ich das letzte mal Alkohol getrunken habe, was mich so stolz macht! 

Ach und zum Essen. Essen ist und bleibt ein großes Thema für mich. Ich nehme sehr viel zu, ich nehme sehr viel ab, hab aber bisher noch keinen Weg gefunden um an dieser Problematik zu arbeiten. Und ganz ehrlich? Es war schon um einiges schlimmer. 

Es ist komisch, was das Leben manchmal mit dir macht, aber im Endeffekt findet es immer irgendwie seinen Weg. Ich dachte nicht, dass ich mit 22 überhaupt noch am Leben bin. Und tada, hier bin ich. Zwar keine Erfolgsgeschichte, aber immerhin noch da. Ich habe Angst, was die Zukunft bringt, aber ich weiß, dass es nicht schlimmer sein kann, als das, was ich alles schon durchlebt habe. Ich habe unendlich viele Freunde verloren, habe ein paar wenige dazu gewonnen und manche behalten. Ich habe ein unglaublich starkes Netz, welches mich auffängt, wenn ich es zulasse und dafür bin ich sehr dankbar.

Falls sich das doch irgendjemand durchgelesen haben sollte, dann lass mir gerne einen Kommentar da, ich würde mich unglaublich darüber freuen. 

xoxo
Theresa 

(↑ ich hab definitiv zu viel Gossip Girl geschaut damals haha)

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